Grand Hotel Bad Ragaz: Die Erfüllung einer Sehnsucht

Das Grand Hotel Quellenhof & Spa Suites liegt im Rheintal, nur unweit von Maienfeld wo der weltberühmte Kinderbuchklassiker „Heidi“ spielt. Als wir an den Weinreben vorbei durch die voralpine Landschaft fahren ist es ein bisschen wie Heimkommen.

Denn mit dem Quellenhof Bad Ragaz verbinde ich viele Erinnerungen.

Im Jahr 2013 war ich eingeladen für die Hotelgäste aus meinem Roman „Das Portrait“ lesen. Auch privat bin ich immer wieder in den Quellenhof zurückgekehrt und meine Tochter hat unter anderem in der Tamina Therme schwimmen gelernt. Daher war ich sehr gespannt nach Jahren wieder zu kommen und das Ergebnis des großen Umbaus zu sehen.

Schon beim Eintreten in die Lobby wirkt alles heller und gleichzeitig prächtiger als ich es in Erinnerung hatte. Liegt es am neuen Layout der Lobby oder vielleicht doch an dem spektakulären, 16 Meter hohen Wasserfall-Kronleuchter aus 2500 weißen und blauen Glaskugeln? Der „Wow-Effekt“ ist maximal.

Wo ich hinschaue entdecke ich optische Augenweiden. Wie zum Beispiel die wunderschönen Bilder aus gefrorenen Rosen an den Wänden.

Mit dem Umbau hat der aus dem Appenzell stammende Designer und Architekt Claudia Carbone die Grand Dame aller Thermenhotels aus dem Jahr 1869 in die Gegenwart geholt. Was ihm meisterhaft gelungen ist: Nie wird man von Luxus erschlagen, sondern in all der Exklusivität liegt eine Leichtigkeit, bei der man sich unweigerlich entspannt.

Die Suite ist so einladend und angenehm, dass meine Tochter spontan vor Freude auf dem Bett herumhüpft. Auch hier gibt es die großen Glasvasen die mir schon in der Lobby aufgefallen sind. Wie mir am nächsten Tag Marketingchefin Astrid Hüni erklären wird, ist jedes Stück ein Unikat. Vor dem Guss wird die Vase mit Holz ausgelegt und erhält so nach dem Brennvorgang die individuelle Struktur. Es sind auch solche Objekte und scheinbaren Details, die ein Hotel zu etwas Besonderem und einzigartigen machen.

Meine Tochter kann es nicht mehr erwarten und möchte so schnell wie möglich in die Tamina Therme. Die Therme ist für die Hotelgäste über einen direkten Zugang frei zugänglich. Das weißgestrichene Fichtenholz und die hohen ovalen Fenster, durch die das Licht fällt, sind von berückender Eleganz. Die noble Holzkonstruktion des Zürcher Architekten Jospeh Smolenicky vermittelt ein sofortiges angenehmes Feriengefühl und erhebt das Baden zum eigentlichen Kulturgut. Das heilende, 36, 5 Grad warme Wasser aus der legendären Taminaquelle ist das eigentliche Herz um das sich der ganze Hotelkomplex und das medizinische Zentrum drehen.

Schon im Mittelalter wurde die besondere Wirksamkeit des Wassers erkannt. An Seilen brachte man die Menschen damals in die Taminaschlucht und kein geringerer als der Arzt Paracelsus würdigte das Quellwasser im 16. Jahrhundert, womit er den Grundstein für den Thermaltourismus legte. Heute ist Bad Ragaz eine der bekanntesten und wichtigsten Weltkurorte überhaupt.

Warmes Wasser entspannt nicht nur – es macht wohlig müde und auch ein bisschen hungrig. Ganz besonders freue ich mich auf das Abendessen, denn nach einer zweiwöchigen Grippeerkrankung, in der ich mich hauptsächlich von langweiligem Reis und Gemüse ernährt habe, bin ich bester Stimmung für Sterneküche. Sozusagen von Null auf Hundert.

IGNIV ist rätoromanisch und heißt Nest. Entsprechend dekoriert ist das Restaurant mit Wurzeln, Vogelnester und allerlei Fundstücken aus der Natur. Einfach und poetisch.

Das kulinarische Prinzip von IGNIV heißt „Sharing“. Es werden nicht einzelne Gänge serviert, sondern auf den Tisch kommen diverse Platten, Schalen und Schüsseln, aus denen sich jeder nimmt was ihm beliebt. Geschmacklich ist es sensationell. Da ist das Oeuf Royal (der IGNIV Klassiker), eine köstliche Entenleber Brioche, Langusten mit Sanddorn, die Ente-Haferwurzel und Ravioli mit Artischocke und Zitrone: Eine Tafel wie aus dem Schlaraffenland. Silvio German der junge Starkoch aus der Schmiede des Großmeisters und Drei-Sterne Kochs Andreas Caminada, hat offensichtlich viel Freude in der Küche, denn das merkt man jedem Gericht an. Das Ganze ist jung, dynamisch und hochtalentiert.

Das IGNIV zeigt: Sterneküche muss nicht steif sein - sie kann unangestrengt sein und Spaß machen. Umrahmt wird das kulinarische Fest von lokalen Weinen aus der Bündner Herrschaft. Der sympathische Restauranteiter und Wein Chef Francesco Benvenuto präsentiert uns eine Magnum Flasche Pinot Noir der Familie Möhr-Niggli, die exklusiv für das IGNIV abgefüllt wurde. Bei größeren Runden wird die Flasche gleich mit auf den Tisch gestellt.

Ich bin sicher, diese neue Art der entspannten Haute Cuisine ist zukunftsträchtig und der Erfolg gibt dem IGNIV recht. In diesen Tagen wurde gerade ein neues IGNIV by Andreas Caminada im Zürcher Niederdorf eröffnet.

Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück im Olives d´Or. Der Saal ist immer noch so, wie ich ihn in Erinnerung habe. Auch das ist schön, nicht alles wurde radikal geändert. Für die Stammgäste, die teilweise schon jahrzehntelang regelmäßig hier her kommen, gibt es durchaus einen Wiedererkennungseffekt. So wie der wunderschöne Mammutbaum im Park, tiefverwurzelt und unverrückbar immer bleiben wird.

Während sich meine Tochter in der Kindervilla vergnügt genießen wir einen Spaziergang durch die herrliche Parkanlage. Überall stehen eindrückliche Skulpturen die, wie uns Astrid Hüni erklärt, von der Bad RagARTz erstanden wurden, die jedes Jahr im Ort stattfindet. Kunst und Kultur wird in diesem Hotel groß geschrieben. Daher sehen wir auch einige junge Musikerinnen mit ihren Instrumentenkoffern. Denn am nächsten Tag (leider nach unserer Abreise) wird bereits zum zehnten Mal das VP Bank Classic Festival stattfinden - unter Klassikkennern ein Geheimtipp und für viele junge MusikerInnen ein Sprungbrett in eine internationale Karriere.

Das Grand Hotel des Bains ist nicht nur ein Ort der Erholung und körperlichen Wellness, sondern auch des Geistes. Originell und innovativ finden wir auch die Idee des Pop up Stores in dem Künstler und Manufakturen ihre Arbeiten vorstellen und mit den Gästen interagieren können.

Von so vielen Eindrücken erschöpft ist es kein Wunder, dass ich bei der 60-Minütigen Gesichtsbehandlung sogleich in einen erholsamen Tiefschlaf falle, während die Aktivstoffe von Cellcosmet ihre Wirkung tun. Cellcosmet, von einem Schweizer Arzt entwickelt, ist auch für Männer erhältlich und ein Meilenstein in der Zellularkosmetik. Kosmetik trifft Medizin auf höchstem Niveau.

Nach der Behandlung holen wir die Tochter aus der Kindervilla ab und trauen unseren Augen nicht. In der ersten Etage befindet sich das Paradies für Kleinkinder, während es in der zweiten so ziemlich alles gibt, was ein Teenager Herz höher schlagen lässt: Darts, Pool und Computer Spiele, Kletterwand und Tischhockey. Oft bleiben auch die Eltern zum Spielen, schmunzelt die Betreuerin. Tischhockey macht zwar Spaß -aber allzu lange können wir nicht bleiben, denn Naomi hat schon den nächsten Termin.

Im Family Spa bekommt sie Unterricht im Meerjungfrauenschwimmen. Jeder der eine Tochter im Grundschulalter hat weiß, dass das gerade eine ziemlich angesagte Aktivität ist.

Für uns ist es eine Gelegenheit uns im Helena Bad verwöhnen zu lassen. Es ist wahre Muße im Sprudelbad liegend, die historischen Gemälde anzuschauen. Der Gründer des Grand Hotels, Bernhard Simon, ließ das Helena Bad für die Großfürstin Helena Pawlowna bauen. Aus unerfüllter Liebe – und man denkt sich, die schönsten Dinge entstehen eigentlich aus Sehnsucht- nie aus der Erfüllung derselben.

An diesem Abend möchte das vom Meerjungfrauenschwimmen erschöpfte Kind lieber gemütlich im Zimmer vor dem Fernseher essen. Wir begeben uns für einen Abend zu zweit ins Restaurant Verve. Sven Wassmer zeigt, dass gesunde Küche alles andere als langweilig sein muss. Die lebende Wand aus Grünpflanzen beim Eingang ist Programm.

Wir kosten „Sellerie mal anders“ mit Kräutern und Tannenöl. Das würzige Tannenöl hat Suchtpotential – es ist so köstlich, dass ich es am liebsten in einem Glas trinken würde. Im Verve steht alles im Zeichen der bewussten nachhaltigen Küche, daher kommen hauptsächlich Schweizer Produkte auf den Tisch. So haben wir das Glück in unserem Menü den Oona Kaviar zu finden, ein Geheimtipp unter den Gourmets. Der einzige Alpenkaviar der Schweiz hat es in sich. Die schwarzen Perlen sind satt und entfalten beim Platzen am Gaumen ihr nussiges, frisches Aroma. Auch in der Küche schwärmt man von der Delikatesse.

Wenn jemand wie ich, der sich als Morgenmuffel und Langschläferin bezeichnet, freiwillig um 06:30 Uhr aufsteht, muss es einen sehr guten Grund dafür geben: Es heißt Haki Flow Deluxe. Noch bevor die Tamina Therme ihre Tore öffnet, darf ich mich ganz allein mit der Haki Therapeutin ins Wasser begeben. Das ist an sich schon ein ziemlich tolles Erlebnis, aber was die Therapeutin dann macht, ist Wohlfühlen auf einer neuen Ebene. Langsam werde ich die Länge gezogen. Ich höre nur das beruhigende Unterwasser rauschen und es ist als schwebe man völlig losgelöst durch Raum und Zeit. Es gibt nur das warme Wasser und die sanften Bewegungen des Körpers, aufgehoben in einen embryonalen urtümlichen Zustand – schwerelos, geborgen und sicher. Eine unglaubliche Erfahrung, die so tiefenentspannend ist, dass ich noch den ganzen Tag das Gefühl habe leicht über dem Boden zu schweben. Die Rücken, - Gelenk und Nackenschmerzen die mich während der Grippe geplagt haben sind restlos aufgelöst. Es macht noch einmal deutlich was für ein Geschenk die Tamina Quelle ist, dessen Heilwasser sich für die Menschen in so vielfältiger Weise nutzen lässt.

Da wir an diesem Morgen einen Termin in Zürich haben, müssen wir Bad Ragaz leider schon nach dem Frühstück wieder verlassen.

Zum Abschied schaue ich mir nochmal das Gemälde des Gründervaters Bernhard Simon an, das in der Lobby ganz unauffällig neben dem Lift hängt. Bernhard Simon baute nicht nur den Quellenhof, sondern auch das erste Hallenbad Europas.

Es ist als beobachte er still die stete Verwandlung des Hauses, das Kommen und Gehen der Gäste. Erstaunlich, was ein inspirierter Geist alles über Generationen hinweg zu Wege bringt. Bernhard Simon jedenfalls dürfte mit sich ziemlich zufrieden sein.